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Alexander Kästel

MONNEM PRIDE 2024 – BÜHNE & FEST

Christopher Street Day Mannheim auf dem Alten Messplatz und der Neckarwiese - Teil II meiner Bilder vom Monnem Pride vom 13.07.2024



Das Straßenfest ist nicht mehr auf dem Ehrenhof des Schlosses.

Viele fragten mich warum. Zugegeben als Location war das wohl immer ein kleiner Traum. Vergangene CSDs zeigten, was da mit viel Geld, Licht-, Laser- und Pyrotechnik alles machbar ist, um die barocke Kulisse bunt erstrahlen zu lassen. Ein gigantischer SafeSpace – ja, aber – kein BraveSpace. Hermetisch abgeschottet, fanden nur die zum Fest, die auch dahin wollten. Zufällige Begegnungen mit anderen Menschen der Stadt fanden kaum bis gar nicht statt. Der Alte Messplatz – auch mitten im Herzen unserer Stadt – die ja nicht nur aus den Quadraten besteht – bietet genau einen solchen Begegnungsort: Einen BraveSpace. Nun sage ich dieses Wort schon das zweite Mal. Ein BraveSpace soll ermutigen, er bestärkt und bildet neue Synapsen in die gesamte Stadtgesellschaft hinein. Im Gegensatz zum SaveSpace, der nach innen wirkt, stärkt der BraveSpace in beide Richtungen mit nachhaltig wirkender Solidarität. Langfristig wird sich der CSD weiterentwickeln und bewegen, sich mehr den städtischen Raum mit allen zusammen teilen – um somit ein organischer Teil der Stadt zu werden.






Erstmals und durchgehend alle Beiträge in Gebärdensprache











Mein lieber Bruderfreund Linnford, erwähnte zurecht, dass ich im ersten Bericht über den diesjährigen Pride zu wenig auf die Erfolge einging, die wir als Community bis heute zusammen erreicht haben und auf deren Erfolge unserer Vorstreiter*innen wir aufbauen. Erfolge, die, wie wir alle auch spüren können, zurzeit wieder rückläufig sind und von vielen Seiten angegriffen werden. Schwer erkämpfte Rechte, die nicht mehr wegzudenken, aber auch immer noch nicht selbstverständlich sind, drohen langsam zu erodieren.


Ich selbst habe Clubs erlebt, mit Türschlitz und Guckloch, mit dicken Vorhängen an den Türen als Blickschutz, vor zu „neugierigen Augen“ von außen. Mit Personen, die die Türen und somit das queere Leben an sich in den Locations schützten mussten. Verfolgung von queeren Menschen, Gewalt an ihnen und Ausgrenzung.

Das wollen wir nicht zurück. Wir wollen auch nichts von solchen wie reaktionären Parteien, nicht von Rechten, Neuen Rechten oder alten Nazis, nicht von Despoten und Diktatoren. Wir wollen nicht mehr von einem wieder zunehmenden toxischen Männlichkeitsbild. Wir wollen nicht noch mehr menschenverachtende Queerfeindlichkeit. All das passiert aber genau jetzt in der Welt – in Europa, in Deutschland, hier in Mannheim – nicht nur in Polen, Ungarn, dem Iran, Russland und in vielen, viel zu vielen weiteren Ländern, die Gesetze haben oder erlassen, die das Queersein an sich diskriminieren, unterdrücken, verbieten und gar ganz auslöschen wollen. Ja, queer zu sein war und ist immer auch, sich selbst für unser aller queeres Dasein einzusetzen, aufzustehen, darum zu kämpfen, Mitstreiter*innen finden, gemeinsam dem Hass und der Gewalt zu trotzen. Aufmerksam machen - auf unser Leben und auf unseren Kampf ums Überleben. Dies sichtbar zu machen ist unter anderem meine Aufgabe. Sichtbar machen: Das ist der Inbegriff einer jeder Pride auf dieser Welt. Wir sind da. Wir wollen leben, mit euch zusammen leben und unser Leben als Community selbstbestimmt und fair gestalten. Wir wollen gleiche Rechte und an neuen Gesetzen und deren Inhalte beteiligt sein. Wir wollen Teilhabe – so selbstverständlich – wie es die weiße heteronormative cis Mehrheitsgesellschaft für sich beansprucht. Mit dem Unterschied, dass wir wissen was Diskriminierung bedeutet und was sie anrichtet, wenn wir sie beibehalten und nicht lernen sie zu überwinden. Ich sage nicht, dass Queers die besseren Menschen wären, aber ich sage: Dass gelebte Queerness alle Menschen die zu unserer Gesellschaft beitragen, zu einer besseren Gesellschaft macht. Diskriminierung & Ungleichheiten egal welcher Art - müssen überwunden werden.
















Sleep well <3 Anna


Queersein bedeutet oft auch anders wahrgenommen zu werden. Schon ein oder zwei Merkmale der Mehrheitsgesellschaft nicht zu haben, grenzt uns aus. Anders im positiven Sinne war diesmal der gesamte Pride für mich, der viel organischer und kämpferischer verlief. Auffallend anders empfand ich auch das Bühnenprogramm. Was durch queere Vielfalt nur so glänzte. Anders waren auch die vielen Besucher*innen auf dem Messplatz und auf der Neckarwiese. Queerer, vielfältiger, freier und mutiger.


Es liegt nun an uns allen, ob wir einmal im Jahr einfach nur den Pride ausgelassen feiern wollen und uns das ausreicht, da viele wie ich zum Beispiel als schwul gelesener cis Mann in meiner großen Kunst- und Gesellschaftsbubble kaum bis gar nicht mehr auf Ablehnung stoße. Oder ob wir weiterdenken wollen. An die Personen, deren Lesbarkeit nicht so eindeutig ist. An Transpersonen, denen mit dermaßen viel Dummheit, Ignoranz und Hass begegnet wird, dass ich kotzen könnte. Personen, die aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion zusätzlich und mehrfach diskriminiert werden. Menschen, deren psychische Gesundheit aufgrund solcher gesellschaftlichen Missstände nicht der entspricht, die unsere in Teilen perverse Leistungsgesellschaft abverlangt. Leute, die einfach nicht in das „System“ passen, die es vielfach schwerer haben und vor der Menge an Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen schier die Kraft nicht mehr haben zu überleben. Die Suizidalität unter jungen queeren Menschen ist immer noch signifikant höher als bei nichtqueeren Menschen. Wir müssen verstehen, dass Queerfeindlichkeit zu all dem führt und wir müssen dafür eintreten, all das eben benannte zu stoppen. Das erreichen wir nur zusammen.



Beteiligt euch an Vereinen, dem QZM zum Beispiel, informiert euch im Marchivum bei einer spannenden und in Teilen erschreckenden Ausstellung über das qeere Leben in Mannheim, besucht das Ewwe Longt´s  zum Bildungs-Brunch, organisiert euch mit Mitstreitenden im OAT. An all diesen Orten findet ihr Gleichgesinnte, ihr findet Unterstützung, Halt und Sicherheit. Ihr seid nicht allein.






Impressionen von der Neckarwiese


Ich durfte im Vorfeld zur Monnem Pride im Orga-Team beisitzen. Ich war keine große Hilfe – aber ich habe Menschen getroffen, die – und da bin ich ein wenig stolz auf mich – wegen mir da waren und sich so wunderbar eingebracht haben, die in kurzer Zeit ganz herzlich aufgenommen und ein Teil dieser Community wurden, die neue Freund*innen fanden und ganz neue Kompetenzen an sich erkannten. Ich traf da auf Menschen, die keine andere Person ablehnten, die offen waren für alle die mitmachen wollten – egal welche queerness jemand auch mitbrachte, egal wie einfach oder schwer die Stituation eingestuft wurde. Alle Herausforderungen wurden von diesem dynamischen und fantastischem Team angenommen und mit Bravour durchgeführt.


intersektional. antifaschistisch. queer.

Das diesjährige Motto wurde hier von uns vorgelebt und wird auf jeden Fall die Pride Saison 24 überdauern. Ein großes Dankeschön an alle, die dabei waren. So etwas – genau sowas macht uns stark.


Zusammen sind wir eins.

In diesem Sinne,

Happy Pride!


last but not least. Ein fulminanter Abschluss eines erfolgreichen CSDs - dem ersten Monnem Pride!




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